Pflanzenliebe ❤️ Nie mehr einsam

Ich wünsche mir ja schon lange einen Hund. Seit ich vor zehn Jahren eine Weile mit drei Hunden zusammenlebte, wünsche ich mir selbst einen. Aber irgendwie hat es nie gepasst: nicht mit der Wohnung, nicht mit der Arbeit. Und erst recht nicht mit der Krankheit. 
Doch der Wunsch bleibt. Und spätestens seit meine Sozialkontakte pausieren, ist meine Sehnsucht nach Interaktion mit einem anderen Lebewesen ins Unendliche gewachsen.

Die mit ME/CFS einhergehenden Einschränkungen sind nur schwer zu beschreiben, und die tägliche und langjährige Einsamkeit ist eine davon. Mein Schwiegerhund ist nach eigener Ansicht der beste Hund der Welt. Noch 2020/2021 habe ich ihn wochenlang gehütet und gehätschelt, doch heute ist er längst für mich zu anstrengend, und ich vermisse ihn sehr. 
Von anderen Menschen mit ME/CFS habe ich Ähnliches gelesen. Die geliebte Hauskatze kann ihr heute extrem reizempfindliches junges Frauchen nicht mehr besuchen, die alleine in ihrem Bett lebt. Denn das Schnurren ist zu laut und löst PEM aus. (Link zu Was ist das eigentlich, PEM?!)
PEM zu vermeiden ist ein essentieller Part des Krankheitsmanagements bei ME/CFS, um eine dauerhafte Verschlechterung der Gesundheit und des Aktivitätsniveaus zu verhindern. Für Schwer- und Schwerstbetroffene kann das heißen, ihre Haustiere abzugeben, ihre Kinder und Partner nicht mehr sehen zu können und alle sozialen Kontakt auf ein Minimum zu beschränken.

Doch was, wenn man diese Einsamkeit nicht einfach hinnehmen will?!
Ich habe für mich eine Lösung gefunden und sie kommt in Form einer kleinen, scheuen, stummen Dame, die mir täglich Gesellschaft leistet. Sie heißt Victoria Aglaonema. Und Vicky, wie ich sie oft nenne, ist meine neue Zimmerpflanze.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich sie gefunden habe, denn ich lebe fast vollständig im Dunkeln. Kein Tageslicht kommt in mein Zimmer, und so musste ich lange suchen, bis ich die richtige Pflanze für den Job fand.
Glücklicherweise musste ich kein WG-Casting abhalten, sondern wurde im Internet fündig. Ja, im Jahr 2024 kann man Pflanzen mit Übertöpfen online bestellen und sie werden, wie (fast) alles andere auch, im Paket geliefert.

Natürlich ist es keine artgerechte Haltung, eine Pflanze im Dunkeln stehen zu lassen. Deshalb habe ich nach einer Art gesucht, die auch mit einem sehr schattigen Plätzchen zurechtkommt und nur wenig Licht braucht. Dazu gehören Bogenhanf (Sanseviera), Efeutute, Farn, Glücksfeder, Kolbenfaden (Aglaonema) und Schusterpalme.
Wer wenig Energie und wenig Unterstützung hat, sollte Bogenhanf und Glücksfeder bevorzugen, denn sie brauchen nur selten Wasser und mehrere Jahre, bis sie für den Umzug in einen neuen Topf bereit sind.

Um meiner neuen Mitbewohnerin die Dunkelheit so angenehm wie möglich zu machen, gibt es mehrere Möglichkeiten. 
Dank einer Pflanzlampe im Flur kann Vicky jeden Tag einmal ins Kunstlicht wechseln. Eigentlich soll man Pflanzen nicht oft umstellen, aber letztlich ist es bei mir aus ihrer Sicht überall dunkel und mit Einschalten der Lampe geht dann die Sonne auf. Im Sommer wird sie an meinem Fenster stehend nach Westen schauen, doch im Hamburger Winter wäre selbst im Süden die Sonne nur selten zu erahnen.
Alternativ kann man die Topfpflanze alle zwei bis drei Monate umstellen. Der Ortswechsel erfolgt dann aus einem dunklen Zimmer an einen lichtdurchfluteten, aber schattigen Ort – oder umgekehrt. Wer mehrere Grünlinge besitzt, kann auch einfach Plätze tauschen.

Wem das alles zu viel ist, für den finden sich Trockenblumen, Kunstblumen oder Moosbilder. Wer will, kann sich auch eine bedruckte Tapete, Fotos, Postkarten und Bilder an die Wand hängen, von Feldern, Bäumen, Blumen, Bergen, Wiesen oder Wasser. Unter dem Hashtag #EachDayATree finden sich auf Twitter immer wieder wunderschöne Schnappschüsse von Bäumen aus aller Welt.

Bäume, Natur und Pflanzenliebe.
Für all die, die nicht rauskönnen.


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