Eigentlich finde ich gute Vorsätze zum Jahresbeginn quatschig, denn man kann an jedem Tag des Jahres eine neue Verhaltensweise, neue Ideen oder auch nur einen neuen Gedanken ausprobieren.
Aber ein Jahreswechsel ist selten genug, um jedes Jahr wieder besonders zu sein, und so bietet es sich einfach an, kurz auf 2024 zurückzuschauen und sich ein paar Wünsche für das kommende Jahr zurechtzulegen.
2024 war für mich ein sehr ambivalentes Jahr, und ich habe aufgehört, zu bewerten, “gut” oder “schlecht” zu sagen. Mein Gesundheitszustand hat sich verändert, eigentlich im positiven Sinne, und doch wünsche ich mir manchmal diese Leere und Resignation meiner schwerer betroffenen Zeit zurück (ca. Bell 10). Damals war ich nicht so unendlich erschöpft im Angesicht einer Zukunft mit ME/CFS, habe mich weder nach Freunden noch nach Sport gesehnt. Ich war jeden Tag mit Überleben beschäftigt und auch wenn ich darunter gelitten habe, für mehr war in meinem Leben kein Platz.
Aber es gab auch keine Kartenspiele mit meinem Mann, keine Möglichkeit, Texte eigenständig digital zu bearbeiten oder Linien auf Papier zu malen.
Jetzt ist es einfach anders.
2024 war ich an etwa 10-15 Tagen draußen in der echten Welt, ohne durch einen Arzttermin dazu gezwungen zu sein. Ich habe ca. 8 Mal aus eigener Kraft geduscht, also alle 6 Wochen, und ungefähr 10 kleine Crash gehabt, die jeweils nach 2-4 Wochen abgeklungen sind. In dieser Zeit war ich zwar wieder komplett bettlägerig und extrem eingeschränkt, habe aber keine meiner Fähigkeiten verloren.
Für 2025 wünsche ich mir, alle 1-2 Wochen duschen zu können. Das wäre phänomenal, und ich würde eigentlich auch gern wieder mit Messer und Gabel essen können, ohne dass mein Gehirn überfordert ist.
Wenn ich bei einer guten Fee mehrere Wünsche offen hätte, dann wären Weltfrieden, Klimapolitik und Gleichberechtigung starke Kandidaten in der Rubrik “Wünsch Dir Was (Groß)”. Im Bereich “Nur Für Mich (Egal Was)” sind das eine gute oder zumindest bessere Gesundheit, mehr Zeit draußen unter freiem Himmel, in der Natur und vor allem auch wieder Zeit mit Freunden. Vielleicht mal in ein Café gehen, einen Film schauen oder mit meinem Mann kuscheln.
Was möchte ich selbst dafür tun? Mein grundlegender Vorsatz ist es, mich nicht mehr von meinen Sehnsüchten und Emotionen leiten zu lassen. Für jede größere Aktivität plane ich vorab Umfang, Dauer und Energieaufwand, um eine Verschlechterung (PEM) zu vermeiden. So, wie wir früher unser Taschengeld gespart haben, spare ich heute Energie für besondere Dinge: Kartenspiele, Gemüse schnippeln, ein kurzes Telefonat.
So oft passiert es mir, dass ich wider besseren Wissens dann doch “nur noch fünf Minuten” länger mache, ein Impulskauf sozusagen – und die Rechnung zahle. Rückblickend ist es bisher nichts wert gewesen, über meine Grenzen zu gehen und dann wochenlang vor mich hin zu vegetieren. Diese fünf Minuten sind es mir nicht wert, dafür mehrere Wochen jeden Tag viele Stunden allein mit Nichts verbringen zu müssen.
Und es möge mir egal sein, was andere von mir denken, insbesondere die, die bereits ihr Ticket für den Ausstieg aus meinem Lebensbus gebucht haben. Ich möchte keinen Tropfen meiner Energie mehr an andere Menschen verschwenden, die diese nicht wertschätzen können oder wollen, erst recht, wenn ich sie so dringend selbst brauche.
Ich möchte mir selbst wichtig sein.
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