Ich freue mich, euch mitteilen zu können, dass es mein Gedicht Perspektive in die Anthologie “Leben will sich neu entfachen” des Geest-Verlags geschafft hat! Für diesen Band wurden im Rahmen eines Literaturwettbewerbs für Menschen mit Behinderung aus hunderten Einsendungen 90 Werke ausgewählt. Perspektive ist dabei <3 und wenn mein Long Covid es zulässt, werde ich es im Oktober in Hamburg selbst lesen.
Dieses Gedicht hat für mich persönlich eine ganz große emotionale Bedeutung. Ich habe die Silben und Sätze über Wochen in meinem Kopf gesammelt, als ich während meines zweiten schweren Crashs im März 2023 keine Worte mehr fand für die Ungeheuerlichkeit und Verzweiflung, die mich völlig einnahmen. Sprechen oder im Bett umdrehen, das waren Dinge, die mich restlos auslaugten, die ich mir nicht leisten konnte: Ich vegetierte bei Bell 0 vor mich hin.
Das war eine Zeit, wo die Welt stillzustehen schien. Gerade hatte ich nach dem Zusammenbruch drei Monate zuvor vorsichtig wieder begonnen mein Leben zu gestalten, war dank Rollstuhl wieder ein, zwei, drei Mal draußen gewesen, hatte angefangen, mit Freunden zu telefonieren. Und all das brach ohne jede Vorwarnung wieder zusammen, mein persönliches Erdbeben, das nicht nur jedes Steinchen der letzten Wochen, sondern auch große Brocken meiner Zuversicht, meiner Wünsche und meiner Zukunft restlos auslöschte.
Perspektive ist somit ein Beispiel dafür, dass aus einer persönlichen Tragödie auch immer etwas Gutes entstehen kann. Es ist ganz offensichtlich kein klassisches Gedicht mit Versmaß und Reimen. Einen vierbeinigen Jambus oder einen daktylischen Trochowski sucht man vergebens (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die fabelhafte Autokorrektur!). Ich habe mich stattdessen des Elfchens bedient, einer kreativen, scheinbar simplen und pädagogisch wertvollen Lyrikform, die viele von uns in der Grundschule kennenlernen durften.
Perspektive zeigt: Wir müssen nicht studieren oder das Versmaßband rausholen, wenn wir mit Worten unsere Gefühle und Gedanken auf Papier malen wollen.
„Schreiben heißt, sich selber lesen.“, sagte Max Frisch. Und das darf jeder tun, der es möchte.
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